Pumpenbauart
Die Pumpenbauart kann nicht immer aus der Pumpenbezeichnung abgelesen werden, da dazu die unterschiedlichsten Kriterien für die Kennzeichnung einer Pumpe herangezogen werden.
Kriterien für die Klassifizierung einer Pumpe
- Arbeitsprinzip oder Wirkungsweise
- konstruktive Merkmale (Laufradform, Laufradanordnung, Gehäuseform, Aufstellungsart)
- Verwendungszweck oder Einsatzgebiet (hinsichtlich ihrer Betriebsart, Zusammenspiel mit der Pumpenanlage, Fördermedium)
- Antrieb
- Pumpenwerkstoff
Arbeitsprinzip oder Wirkungsweise
Kreiselpumpe
- Das Kennzeichen dieser hydraulischen Strömungsmaschinen ist die Energieübertragung innerhalb der Laufradbeschaufelung aufgrund von Strömungsumlenkungen (siehe Strömungslehre). Im Gegensatz dazu steht das Prinzip der Volumenverdrängung bei den Verdrängerpumpen.
- Die Förderhöhe der Kreiselpumpe ist proportional zum Quadrat der Pumpendrehzahl (siehe Modellgesetze).
Verdrängerpumpe
- Das Prinzip der Verdrängerpumpe ist das Verdrängungsprinzip. Ein Kennzeichen dafür ist die periodische Volumenänderung.
- Darüber hinaus kann auch die Expansionswirkung von Dämpfen oder Gasen zur Verdrängung benutzt werden (Pulsometer, HUMPHREY-Pumpe).
Strahlpumpe (Tiefsaugevorrichtung)
- Die Druckunterschiede in einer vom Treibmedium durchströmten Düse werden zur Förderung einer Flüssigkeit benutzt. Treibmedien können dabei Flüssigkeiten, Gase oder Dämpfe sein.
- Diese Pumpen haben keine bewegten Teile und sind damit sehr einfach aufgebaute Apparate.
- Ihre Leistungen und Wirkungsgrade sind begrenzt.
Gasmischheber
- Die Funktion von Gasmischhebern wie Druckluftheber, Air-Lift oder Mammutpumpen beruht auf der Auftriebswirkung eines Flüssigkeits-Gas-Gemisches (siehe Zweiphasenströmung). Sie sind daher nur in Pumpenanlagen mit ausreichenden geodätischen Höhenunterschieden anwendbar.
Stoßheber
- Stoßheber (hydraulische Widder) nutzen die kinetische Energie einer strömenden Flüssigkeitssäule und formen deren Energie durch plötzliche Abbremsung in andere Energiearten (z. B. Druckenergie) um.
Hebewerk
- Hebewerke heben Flüssigkeiten bei unverändertem Druck durch Verwendung von Schöpfrädern, Eimerwerken, archimedischen Schrauben (siehe Schneckentrogpumpe) und ähnlichen Vorrichtungen auf ein höheres Niveau.
Elektromagnetische Pumpe
- Ihre Funktion beruht auf der direkten Einwirkung eines Magnetfeldes auf das ferromagnetische Fördermedium, weshalb ihr Einsatz auf die Förderung flüssiger Metalle begrenzt ist.
Konstruktive Merkmale
Wenn konstruktive Merkmale zur Unterscheidung der Pumpen herangezogen werden, sind diese nur für jeweils eine der unter Arbeitsprinzip oder Wirkungsweise genannten Klassen aussagefähig, denn die unterschiedlichen Wirkungsweisen erfordern an sich schon konstruktive Differenzierungen.
Die nachfolgenden Unterscheidungsmerkmale beziehen sich auf Kreiselpumpen.
Laufradform
- Je nach der spezifischen Drehzahl einer Kreiselpumpe kann ihr Laufrad ein Radial-, Halbaxial- oder Axialrad sein.
- Radial- und Halbaxialrad können mit offenen (ohne Deckscheibe) oder mit geschlossenen Kanälen (mit Deckscheibe) gebaut werden.
- Das Axialrad kann als Propeller mit seiner Nabe aus einem Stück gegossen werden. Die Schaufeln können aufgrund der besseren Kennlinienkorrektur einstellbar in der Nabe befestigt oder aus Gründen der Regelbarkeit im Betrieb verstellbar (siehe Laufschaufelverstellung) ausgeführt sein.
- Die Propellerschaufeln müssen nicht senkrecht zur Pumpendrehachse angeordnet sein (siehe Propellerpumpe), besonders wenn der Propeller unter Beibehaltung seiner regeltechnischen Vorteile für größere Förderhöhen eingesetzt und deswegen mit radialen Geschwindigkeitskomponenten (diagonal) durchströmt werden soll.
- Daneben gibt es Sonderlaufräder bei speziellen Fördermedien wie das Einschaufel-, Zweikanal- und Dreikanal- sowie Freistrom- (siehe Freistrompumpe) und Peripheralrad (siehe Peripheralpumpe).
Laufradanordnung
- Das Laufrad einer Kreiselpumpe kann beidseitig oder einseitig (fliegend) gelagert sein. Die einseitige Lagerung erspart eine Wellendichtung, vergrößert aber die Wellendurchbiegung bei sonst vergleichbaren Verhältnissen.
- Bei großen Förderströmen kann das beidseitig gelagerte Laufrad zweiströmig (siehe mehrströmige Pumpe) gebaut werden, wobei zugleich der Axialschub ausgeglichen werden kann.
- Große Förderhöhen lassen sich durch die mehrstufige Anordnung (siehe mehrstufige Pumpe) von Laufrädern erreichen. Soll auch hier der Axialschub ausgeglichen werden, kann bei gerader Anzahl der Stufen die Hälfte der Laufräder spiegelbildlich angeordnet werden.
- Auch Kombinationen der mehrströmigen und mehrstufigen Bauweisen sind möglich.
Gehäuseform
- Die vielfältigen Gehäuseformen bieten die meisten konstruktiven Merkmale (siehe Pumpengehäuse).
Aufstellungsart
- Die verschiedenen Möglichkeiten der Aufstellung enthalten eine ganze Reihe konstruktiver Unterscheidungsmerkmale.
- Zunächst sind Kreiselpumpen mit horizontaler (siehe Horizontalpumpe) und vertikaler (siehe Vertikalpumpe) Welle zu unterscheiden.
- Kreiselpumpen können trocken (siehe Trockenaufstellung) oder nass (siehe Nassaufstellung) aufgestellt werden. Die nass aufgestellten Kreiselpumpen heißen auch Tauchpumpen und werden von dem Fördermedium überflutet wie die Mehrzahl der Rohrgehäusepumpen.
- Kreiselpumpen mit schräg liegender Welle waren früher gelegentlich bei großen Schöpfwerkspumpen zu finden.
- Auch die Befestigung der Kreiselpumpe auf dem Fundament ist ein auffallendes Unterscheidungsmerkmal. So kann diese auf eigenen Füßen stehen wie bei der horizontalen Pumpe mit "Füßen unten" oder mit "Füßen in Achsmitte" oder als Blockpumpe an der Antriebsmaschine angeflanscht sein.
- Die Verbindung zwischen dem Gehäuse der Kreiselpumpe und Antriebsmaschine wie bei den Flanschmotoren oder Motorlaternen bietet weitere Unterscheidungsmerkmale.
- Hinzu kommt die Form der Grundplatte, ob diese gemeinsam für das gesamte Aggregat oder für Motor und Pumpe getrennt ausgelegt ist.
- Schließlich sind von den ortsfesten Pumpen noch die fahrbaren oder tragbaren Pumpen zu unterscheiden.
Verwendungszweck oder Einsatzgebiet
Die Bezeichnung der Pumpe nach ihrem Verwendungszweck (siehe Pumpenverwendungsgebiet) ist sehr gebräuchlich. Dabei werden die Betriebsart, das Einsatzgebiet oder das Fördermedium als Kennzeichen in ihrem Namen genannt, weshalb sie meist selbsterklärend sind.
Betriebsart
- Neben der Hauptpumpe gibt es Reserve- und Austauschpumpen.
- Zur Hauptpumpe gehört gelegentlich noch eine Vorpumpe wie die Booster- oder Zubringerpumpe.
- Die betriebliche Aufgabe kennzeichnen schließlich Begriffe wie: Vollast- oder Grundlastpumpe, Teillast- (z. B. Halblast-) oder Schwachlastpumpe sowie Spitzenlast-, Hilfs-, Anfahr- und Notpumpe.
Einsatzgebiet
- In der Wasserwirtschaft wie der Wasserversorgung, Be- und Entwässerung sowie Abwasserbeseitigung sind dies die Wasserwerks-, Wasserversorgungs-, Hydrophorpumpe (siehe Hauswasserversorgungsanlage), Tiefbrunnen- und Bohrloch-, Bewässerungs-, Beregnungs-, Schöpfwerks- oder Entwässerungs-, Hochwasser- und Regenwasserpumpe.
- In Kraftwerks- und Heizungsanlagen sind dies die Kesselspeisepumpe (Speisewasserpumpen), Kondensat-, Reaktor-, Speicherpumpe (häufig sowohl im Pumpenbetrieb als auch Turbinenbetrieb nutzbar), Fernheiz- sowie Heizungsumwälzpumpe.
- In der Chemie und Petrochemie sind dies die Chemie-, Pipeline-, Raffinerie-, Prozesspumpe (siehe Prozessbauweise), Inline-, Verlade-, Misch- sowie Rücklaufpumpe.
- Im Schiffbau sind dies die Schiffspumpe, Ladeölpumpe (Be- und Entladen von Tankschiffen), Ballast-, Bilge-, Lenz-, Dockpumpe (zum Füllen oder Entleeren von Dockanlagen) und Querstrahler.
- In sonstigen Anwendungsgebieten sind dies die Baugruben-, Bagger-, Feuerlösch-, Abpress-, Spül-, Tanksäulen- sowie Entlüftungspumpe (siehe Heberleitung).
Fördermedium
- Häufig werden Pumpen auch in Bezug auf ihr Fördermedium benannt.
- Die häufigsten Pumpen fördern dabei Flüssigkeiten, deren wesentlicher Bestandteil das Wasser ist. Dazu gehören die Reinwasser-, Trinkwasser-, Warm- und Heißwasser-, Kühlwasser-, Seewasser-, Sole-, Kondensat-, Speisewasser-, Abwasser-, Fäkalien-, Jauche- und Gülle-, Schlamm-, Dickstoff-, Feststoff-, Zellstoff- sowie Holzstoffpumpe (siehe Stoffförderung).
- Nach weiteren Fördergütern sind benannt: die Ölpumpe (Heiz-, Schmier- und Heißölpumpe), Kraftstoff-, Wärmeträger-, Kältemittel-, Flüssiggas-, Fett-, Säurepumpe, Lauge-, Getränkepumpe (Milch-, Bier- oder Weinpumpe), Fisch-, Rüben-, Rübenschnitzel-, Obst- und Betonpumpe (zur Förderung von flüssigem Beton auf Baustellen)
Antrieb
Die Benennung der Pumpen nach ihrer Antriebsart lässt leicht auf den verwendeten Antrieb schließen: Hand-, Motor-, Turbo-, Getriebe-, Elektro-, Flanschmotor-, Tauchmotor-, Nassläufermotor-, Spaltrohrmotor- und Magnetkupplungspumpe.
Pumpenwerkstoff
Die Benennung einer Kreiselpumpe nach ihrem Werkstoff bezieht sich primär auf den Gehäusewerkstoff. Die verschiedenen Einzelteile einer Pumpe bestehen funktionsgemäß aus dem jeweils zweckmäßigsten und nicht für alle Teile einheitlichen Werkstoff (siehe Werkstoffauswahl). Zudem werden bei dieser Klassifizierung nur die Werkstoffgruppen genannt:
Pumpenbenennung nach dem Gehäusewerkstoff
- Betongehäusepumpe
- Bronzepumpe
- Edelstahlpumpe (Pumpen aus rostfreiem Stahl)
- Gusseisenpumpe
- Keramikpumpe (Steinzeug- und Porzellanpumpe)
- Kunststoffpumpe
- Sphärogusspumpe
- Stahlgusspumpe
Häufig sind die flüssigkeitsberührenden Teile einer Kreiselpumpe mit einer Schutzschicht überzogen wie bei einer gepanzerten, emaillierten, kunststoffausgekleideten und gummierten Pumpe (siehe Feststoffpumpe). So sind die Bezeichnungen korrosionsfeste oder verschleißfeste Pumpen wegen des Zusammenspiels von Pumpenwerkstoff, Fördermedium, Strömungsgeschwindigkeit sowie Temperatur für die Pumpenklassifizierung unpräzise und reichen ohne erläuternde Angaben kaum für eine Groborientierung aus.