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Überflutete Straße bei Starkregen
8 min Lesezeit

Damit Keller nicht zu Tümpeln werden: Gebäudeentwässerung bei Starkregen

Ende Juli 2017 im Harz: Das Tief „Alfred“ bringt tagelange Starkregenfälle mit sich, stellenweise fallen über 300 Liter pro Quadratmeter. Die Folge: Viele Flüsse treten über die Ufer, Teile von Goslar, Wernigerode und Clausthal-Zellerfeld werden überflutet, die Schäden gehen in die Millionenhöhe.

Ende Oktober 2018 im Alpen-Adria-Raum: Aufgrund einer extremen Tiefdruck-Wetterlage kam es in Österreich, der Schweiz, Italien und anderen Ländern zu extremen Unwettern. Lokal fielen in wenigen Tagen über 600 l/m² Regen, Tornados richteten gewaltige Schäden an, in Kärnten wurde Zivilschutzalarm ausgerufen und allein in Italien summierten sich die Schäden auf über 3 Mrd. Euro.

Ende Juli 2017 im Harz: Das Tief „Alfred“ bringt tagelange Starkregenfälle mit sich, stellenweise fallen über 300 Liter pro Quadratmeter. Die Folge: Viele Flüsse treten über die Ufer, Teile von Goslar, Wernigerode und Clausthal-Zellerfeld werden überflutet, die Schäden gehen in die Millionenhöhe.

Ende Oktober 2018 im Alpen-Adria-Raum: Aufgrund einer extremen Tiefdruck-Wetterlage kam es in Österreich, der Schweiz, Italien und anderen Ländern zu extremen Unwettern. Lokal fielen in wenigen Tagen über 600 l/m² Regen, Tornados richteten gewaltige Schäden an, in Kärnten wurde Zivilschutzalarm ausgerufen und allein in Italien summierten sich die Schäden auf über 3 Mrd. Euro.

Diese beiden Beispiele zeigen eindrucksvoll, welche Auswirkungen Starkregen haben kann. In den letzten 30 Jahren gab es weltweit über 4000 Hochwasserereignisse, davon über 1000 in den mittleren Breiten der Nordhalbkugel. Und eine Auswertung globaler Klimamodellrechnungen zeigt mit wenigen regionalen Ausnahmen eine Zunahme der Niederschlagsintensität im 21. Jahrhundert in den meisten Regionen der Erde, insbesondere über Nordeuropa und anderen Gebieten.*

Was bedeutet das für die Planung und Auslegung von Entwässerungsanlagen in der Gebäudetechnik? Wie lässt sich bei Immobilien ein wirksamer Starkregen-Schutz realisieren?

Schotten dicht allein reicht nicht: Wasser kann durch Rückstau auch von innen eindringen.

Ganz klar: Wer seine Immobilie vor Starkregen und Hochwasser schützen möchte, sollte zuallererst auf die klassischen Schutzmaßnahmen setzen: Keller-, Tiefparterre- und Erdgeschossfenster und -türen sollten möglichst dichthalten. Und zusätzliche, mobile Schutzsysteme, z. B. bewegliche Wandteile, dichten im Hochwasser-Fall Lichtschächte oder Zugangsbereiche ab, sodass Wasser nicht ins Haus eindringen kann.

Damit allein ist es aber nicht getan, denn Abwässer können aufgrund solcher Ereignisse auch anders ins Haus eindringen – nämlich durch die Abläufe tiefergelegener Toiletten, Duschen, Waschbecken oder Waschmaschinen. bzw. durch Bodenabflüsse, zum Beispiel in Waschküchen. Das passiert, wenn sich durch überlastete Abwasserkanäle ein sogenannter Rückstau bildet. Leider sind viele Gebäude nicht oder nur unzureichend gegen Rückstau gesichert. Oft passiert jahrelang nichts. Doch dann zieht ein heftiges Unwetter mit Starkregen auf, die Kanalisation kommt an ihre Grenzen und tiefer liegende Räume werden über ihre eigenen Entwässerungseinrichtungen geflutet. Die Beseitigung solcher Schäden ist meist teuer, aufwändig und Versicherungen kommen nur selten dafür auf.

Beine in Gummistiefeln in einem Raum, in dem Wasser steht

In tieferliegenden Räumen kann Wasser über Toiletten oder Waschbecken von außen ins Haus dringen.

Das Problem des Rückstaus: Wenn Regenwasser aus der Kellertoilette quillt.

Ein Rückstau entsteht, wenn Abwasser vom ableitenden Abwasserkanal zurück in daran angeschlossene Gebäude gedrückt wird. Das geschieht in Fällen, in denen Abwasser nicht schnell genug abfließen kann. Eine solche Überlastung der Kanalisation kann z. B. dann entstehen, wenn durch zunehmende Bebauung immer mehr Anschlüsse an bestehende Abwasserkanäle angebracht werden, ohne diese entsprechend auszubauen.

Natürlich wird dies durch die Kommunen berücksichtigt – allerdings ist es aus wirtschaftlichen Gründen kaum möglich, Kanalnetze so groß zu dimensionieren, dass auch heftige Wolkenbrüche ganz ohne Rückstau abgeführt werden können. Gerade wenn innerhalb kürzester Zeit, lokal begrenzt, tausende Kubikmeter Wasser vom Himmel fallen, kommen Abwasserkanäle daher schnell an ihre Kapazitätsgrenzen.

Wasser hoch bis zur Rückstauebene

Was passiert nun bei einem Rückstau? Wenn zu viel Regen durch Straßenabläufe (Gullys) in die Kanalisation eindringt, steigt das Wasser in den betroffenen Kanälen und Grundstücksentwässerungsanlagen bis hoch zur sogenannten Rückstauebene, üblicherweise die Straßenoberkante. Das Abwasser quillt dann bei unzureichendem Schutz aus tiefergelegenen Ablaufstellen (z. B. Toiletten, Duschen oder Abläufen im Keller) in die Räume hinein. Solcher Rückstau führt jedes Jahr zu Sachschäden in Millionenhöhe – wobei die Haftung nicht auf Seiten der Kommune, sondern beim Grundstückseigentümer selbst liegt. Daher schreiben Gebäudeversicherungen auch zwingend Rückstausicherungen vor.

Schemazeichnung: Rückstau bei unzureichendem Schutz.

Wenn Regenwasser nicht schnell genug abfließen kann, steigt es bis zur Rückstauebene hoch und kann bei unzureichendem Schutz aus den tiefer gelegenen Abflüssen dringen.

Auch bei Starkregen trockene Füße bewahren: Wirksamer Schutz gegen Rückstau.

Um auch bei sintflutartigen Regenfällen einen trockenen Keller zu bewahren, muss das Haus nicht nur gegen von außen eindringendes Wasser geschützt werden, sondern auch gegen im inneren entstehende Abwässer. Dafür existieren grundsätzlich zwei Möglichkeiten:

  • Rückstauverschlüsse und
  • Hebeanlagen


Rückstauverschlüsse sind begrenzt einsetzbar

Rückstauverschlüsse werden einfach in die entsprechenden Abflussrohre eingesetzt und funktionieren im Grunde wie eine Klappe: Wasser kann nach außen abfließen, bei Rückfluss schließt sich die Klappe. Solche Rückstauverschlüsse nach DIN EN 13564-1 sind in verschiedensten Ausführungen erhältlich – für Regenwasser, für fäkalienfreies und fäkalienhaltiges Abwasser, in rein manueller Funktionsweise oder mit Motorunterstützung. 

Natürlich sind sie deutlich günstiger als eine Hebeanlage mit Pumpe(n), Armaturen etc. – bieten aber keinen absoluten Schutz. Betriebsstörungen, mangelhafte Wartung, Fremdkörper etc. können die Schutzfunktion einschränken oder sogar völlig aufheben. Selbst bei intensiver Wartung kann keine absolute Sicherheit gegeben werden, es sei denn, der handbetätigte Verschluss ist geschlossen. Das Öffnen und Schließen ist aber aufwendig und wird leicht vergessen. Damit ist es in der Praxis eher untauglich – zumal bei einem geschlossenen Verschluss Waschbecken, Toilette etc. im Keller nicht mehr benutzt werden können. Kurz: Rückstauverschlüsse bergen erhebliche Risiken und können im Schadensfall unnötige Schadenersatzforderungen verursachen.

Dementsprechend sind dem Einsatz von Rückstauverschlüssen gewisse Grenzen gesetzt. Laut DIN EN 12056 sind Sie in bestimmten Fällen erlaubt:

  • Wenn ein natürliches Gefälle zum Abwasserkanal vorhanden ist und für Räume untergeordneter Nutzung, darf fäkalienhaltiges Abwasser über einen Rückstauverschluss abgeleitet werden – wenn der Benutzerkreis der Anlagen klein ist und zusätzlich ein WC oberhalb der Rückstauebene zur Verfügung steht.
  • Außerdem darf fäkalienfreies Abwasser dann über einen Rückstauverschluss abgeleitet werden, wenn bei einem Rückstau auf die Nutzung der Ablaufstellen (Dusche, Waschbecken, etc.) verzichtet werden kann.


Schemazeichnung: Die Abläufe befinden sich oberhalb der Rückstauebene.

Die Abläufe liegen oberhalb der Rückstauebene – hier ist kein Schutz notwendig.

Schemazeichnung: Ein Rückstauverschluss verhindert das Eindringen von Wasser unterhalb der Rückstauebene.

Die Abläufe liegen unterhalb der Rückstauebene – ein einfacher Verschluss schützt hier bei Bedarf vor Überschwemmungen im Keller.Alle Entwässerungsgegenstände unterhalb der Rückstauebene sind nun nicht mehr nutzbar.

Hebeanlagen: einzig wirklich sicherer Rückstauschutz.

Ein Rückstau ist häufig unvermeidbar, nicht aber seine Folgen. Nur eine Abwasserhebeanlage mit Rückstauschleife bietet im Fall der Fälle einen absolut sicheren Rückstauschutz, selbst bei Stromausfall. Im Normalfall „hebt“ eine pumpenbetriebene Hebeanlage das Abwasser über eine sogenannte Rückstauschleife, so dass es danach in die Kanalisation abfließen kann. Im Fall eines Rückstaus kann aber kein Wasser zurück ins Haus eindringen, da die Schleife oberhalb der Rückstauebene liegt. Bei überlasteter Kanalisation dringt das Wasser also nur aus dem Gully auf die Straße. So bietet ausschließlich eine Rückstauschleife in Verbindung mit einer Hebeanlage absoluten Schutz! Und: Mit einer Hebeanlage können sogar während eines Rückstaus die Ablaufstellen genutzt werden.

Um diesen Schutz auch dauerhaft zu gewährleisten fordert die DIN EN 12056-4 allerdings regelmäßige, fachkundige Prüfungen und Wartung der gesamten Anlage: bei Fäkalienhebeanlagen in Einfamilienhäusern einmal jährlich, in Mehrfamilienhäusern zweimal jährlich und in gewerblichen Gebäuden viermal jährlich. Anfallende Wartungskosten sollten entsprechend berücksichtigt werden.

Schemazeichnung: Eine Hebeanlage verhindert das Eindringen von Wasser bei Abläufen oberhalb der Kanalisation.

Die Abläufe im Keller liegen unterhalb der Rückstauebene aber noch oberhalb des Abwasserkanals – die Schleife liegt oberhalb der Rückstauebene, so kann Wasser nicht durch Abflüsse ins Haus eindringen.

Schemazeichnung: Eine Hebeanlage verhindert das Eindringen von Wasser bei Abläufen unterhalb der Kanalisation.

Die Abläufe im Keller liegen noch unterhalb der Kanalisation – hier ist eine Hebeanlage zwingend notwendig, denn das Abwasser, das unterhalb des Kanals anfällt, muss erst über die Rückstauebene gehoben werden, damit es in die Kanalisation abfließen kann.

Trockener Keller auch bei Starkregen: Zusammenfassung und Fazit

Wenn bei Starkregenereignissen innerhalb kürzester Zeit sehr viel Wasser in die Kanalisation läuft, und diese an ihre Kapazitätsgrenze kommt, besteht die Gefahr eines Rückstaus: Das Wasser drückt zurück in die Abwasseranschlussstellen der Häuser und flutet bei nicht vorhandenem Schutz die tiefliegenden Räume. Daher ist laut DIN EN 12056 der Schutz gegen Rückstau von Ablaufstellen unterhalb der Rückstauebene keine Kann- sondern eine Muss-Bestimmung. In Ausnahmefällen sind dafür Rückstauverschlüsse zulässig. Die technisch eindeutig bessere Lösung sind vollwertige Hebeanlagen, die das im Haus anfallende Abwasser zunächst über die Rückstauebene pumpen, bevor es in die Kanalisation abgeleitet wird. Die Auswahl einer passgenauen Anlage sollte beim Hausbau also gleich mit eingeplant werden.


*https://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Starkniederschläge_und_Hochwasser


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Überflutbare Einzel-Fäkalienhebeanlage oder Doppel-Fäkalienhebeanlage, zur automatischen Entsorgung von häuslichem Abwasser und Fäkalien aus Gebäudeteilen unterhalb der Rückstauebene.

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