Ein Mann mit einem Bauhelm und einer gelben Schutzweste blickt auf Wasserstofftanks, Windkraftanlagen und Solarpanels.
10 min Lesezeit

Grüner Wasserstoff für die Energie von morgen

 

Pumpen und Armaturen sind essenziell für die Wasserstoffwende

Ein Energieträger, der praktisch in unbegrenzten Mengen verfügbar ist und bei der Nutzung kein CO₂ ausstößt? Klingt zu gut, um wahr zu sein, aber es gibt ihn: grünen Wasserstoff. Kein Wunder, dass fast alle Industrienationen bei der Dekarbonisierung ihrer Energiesysteme auf das Element setzen. Innovationen bei Pumpen und Armaturen werden dabei einen entscheidenden Beitrag leisten.

Eine Infografik erklärt, dass eine Tonne Wasserstoff sieben Haushalte ein Jahr lang mit Energie versorgen kann.

Wasserstoff hat besondere Eigenschaften

Wasserstoff verfügt über besondere Eigenschaften: Eine Tonne enthält eine Energiemenge von 33 330 Kilowattstunden – genug, um 11 Dreipersonenhaushalte ein Jahr lang mit Strom zu versorgen. Er verbrennt, ohne Schadstoffe und Kohlendioxid auszustoßen – entscheidend für die Dekarbonisierung von Industrie, Verkehr und Energiewirtschaft. Kein Wunder, dass alle bedeutenden Industrienationen nationale Wasserstoffstrategien entwickelt haben. So will die EU zum Beispiel bis 2030 10 Megatonnen grünen Wasserstoff pro Jahr erzeugen – eine Energiemenge, mit der man alle Haushalte Berlins etwa fünf Tage lang versorgen könnte. Kanada plant sogar, bis 2050 30 Prozent seines Endenergiebedarfs durch Wasserstoff zu decken. Andere Länder dagegen fokussieren ihre Wasserstoffstrategien auf den Verkehr. Vorreiter ist hier Südkorea, das bis 2040 6,2 Millionen Brennstoffzellen-Fahrzeuge pro Jahr produzieren will. Innovationen bei Pumpen und Armaturen werden einen wichtigen Beitrag leisten, um diese Ziele zu erreichen.

Elektrolyseure brauchen hoch spezialisierte Pumpen und Armaturen

Pumpen und Armaturen spielen eine entscheidende Rolle bei der Gewinnung von grünem Wasserstoff. Denn dieser wird durch die Elektrolyse von Wasser gewonnen. Dieses wird in einem Elektrolyseur mithilfe von Elektrizität in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten. Stammt der verwendete Strom aus erneuerbaren Quellen wie Wind- oder Solarenergie, entsteht der Wasserstoff klimaneutral und wird daher als „grün“ betrachtet. Das unterscheidet ihn von „grauem“ oder „blauem“ Wasserstoff, der aus Erdgas isoliert wird, wobei große Mengen Kohlendioxid entstehen.

Ohne Pumpen und Armaturen wäre die Elektrolyse nicht möglich. Sie halten den Hauptkreislauf des Elektrolyseurs am Laufen, befüllen die Elektrolysezellen und befördern die jeweils mit Wasserstoff oder Sauerstoff gesättigten Gemische zu Abscheidern, wo die Gase entnommen werden. Zusätzlich haben Elektrolyseure periphere Kreisläufe und Subsysteme, zum Beispiel zur Aufbereitung von Speisewasser, zur Druckerhöhung oder zur Kühlung. Diese benötigen ihrerseits weitere Pumpen und Armaturen.

Die Elektrolyse stellt hohe Anforderungen an Technik

Dabei gibt es unterschiedliche Elektrolyseverfahren, welche die Hersteller von Pumpen und Armaturen auch vor unterschiedliche Herausforderungen stellen. Alle Verfahren nutzen Elektrolysezellen, in denen sich zwei Elektroden befinden. An der negativ geladenen wird Wasserstoff freigesetzt, während an der positiv geladenen Sauerstoff entsteht. Da reines Wasser eine schlechte Leitfähigkeit hat, benötigt die Elektrolyse zudem ein Medium, das Strom leitet, den sogenannten Elektrolyten. Die unterschiedlichen Verfahren unterscheiden sich vor allem durch den verwendeten Elektrolyten, der Eigenschaften wie Druck, Temperatur und Effizienz bestimmt. Und damit auch die spezifischen Anforderungen an Pumpen und Armaturen. Dies sind die drei am häufigsten verwendeten Verfahren:    

  • Alkalische Elektrolyse (AEL): Sie verwendet Kalilauge als Elektrolyt. Da diese ätzend, gesundheitsschädlich und korrosiv ist, müssen Pumpen in alkalische Elektrolyseuren hermetisch dicht und beständig gegen Korrosion sein. Etwa 60 % der weltweit installierten Elektrolyseure basieren auf der alkalische Elektrolyse.
  • Proton Exchange Membrane Elektrolyse (PEM): Dieses Verfahren verwendet eine feste Polymermembran als Elektrolyt, die den Austausch von Protonen, also positiv geladenen Wasserstoffionen, ermöglicht, aber Elektronen zurückhält. Wie die anderen Verfahren nutzt die PEM-Elektrolyse entmineralisiertes Reinstwasser. Pumpen dürfen dieses auf keinen Fall verunreinigen, zum Beispiel durch den Abrieb von Dichtungs- oder Schmierstoffen. Die Teile, die mit hohen Sauerstoffkonzentrationen in Berührung kommen, müssen beständig gegen Oxidation sein. Unter den weltweit installierten Elektrolyseuren verwenden 30 % das PEM-Verfahren.
  • Hochtemperatur-Elektrolyse (HTE): Dies ist ein Verfahren, das sich gerade in der Erprobung befindet. Es verwendet Festelektrolyten wie Zirkoniumdioxid oder Yttrium-stabilisiertes Zirkonoxid, die extrem beständig gegen hohe Temperaturen sind. Sie erfolgt über 500 Grad Celsius, was eine höhere Reaktionsgeschwindigkeit und damit Effizienz ermöglicht. Etwa ein Prozent der Elektrolyseure verwendet das Hochtemperaturverfahren.
53 Kilowattstunden sind nötig, um ein Kilogramm Wasserstoff mithilfe der Elektrolyse zu erzeugen.
53 Kilowattstunden sind nötig, um ein Kilogramm Wasserstoff mithilfe der Elektrolyse zu erzeugen.

Kompetitive Preise sind entscheidend für den Durchbruch

Bis die Visionen der nationalen Wasserstoffstrategien erreicht sind, ist es allerdings noch ein sehr weiter Weg. Zwar steigt die weltweit installierte Gesamtleistung von Elektrolyseuren zurzeit rasant. Nach Informationen der International Energy Agency (IAE) wurden seit 2022 etwa 600 Elektrolyse-Projekte mit einer Gesamtkapazität von mehr als 160 Gigawatt angekündigt. Die IAE schätzt, dass die weltweite Elektrolyseurkapazität Ende 2023 fast drei Gigawatt erreicht haben könnte, was einer mehr als vierfachen Steigerung im Vergleich zu 2022 entspricht. Diese Zahlen dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Wasserelektrolyse nur 0,1 Prozent der heutigen weltweiten Wasserstoffproduktion ausmacht. 

Damit sich grüner Wasserstoff durchsetzt, muss er billiger werden. Und dabei spielen Innovationen bei Komponenten wie Pumpen und Armaturen eine wichtige Rolle. Nach Angaben von Bloomberg kostete grüner Wasserstoff 2023 im Schnitt 6,4 US-Dollar pro Kilogramm, während grauer Wasserstoff 2,13 US-Dollar pro Kilogramm kostet. Um grünen Wasserstoff kompetitiv zu machen, haben zum einen die Preise für erneuerbaren Strom zu sinken. Doch auch die Installations- und Betriebskosten für die Elektrolyseure müssen geringer werden. Die International Renewable Energy Agency (IRENA) fand heraus, dass die Gesamtkosten für Elektrolyseure langfristig um 80 Prozent sinken können, wenn ihre Leistung verbessert, Fertigungskapazitäten ausgebaut und Standardisierung und Skaleneffekte ausgenutzt werden.

Innovationen von KSB tragen zur Wirtschaftlichkeit bei

Ein wichtiger Schritt hin zur Wirtschaftlichkeit wird sein, größere Elektrolyseure zu bauen. Bei einer Analyse bestehender Projekte fand die Unternehmensberatung KPMG heraus, dass die Gesamtkosten pro Kilowatt installierter Leistung eines Elektrolyseurs fallen, je größer die Anlage ist – besonders stark ist der Rückgang im Leistungsbereich der ersten 100 Megawatt. Eine solche Skalierung der Anlagen wirft aber viele technische Fragen auf: Wird größere Kapazität am besten durch eine Vielzahl von modularen Containerlösungen nach dem Baukastenprinzip oder durch einzelne große Anlagen erreicht? Und was wäre der effizienteste Weg der Kühlung für solche Großanlagen?

Wichtig, um die Kosten der Elektrolyse zu senken, wäre auch, die Lebenszeit der Elektrolyse zu erhöhen. Nach Angaben der International Renewable Energy Agency liegt die derzeitige Lebenszeit von PEM-Elektrolyseuren bei 50 000 bis 80 000 Betriebsstunden und sollte langfristig auf 100 000 bis 120 000 Betriebsstunden erhöht werden. Innovationen bei Werkstoffen werden hier eine wichtige Rolle spielen.

Entscheidend werden auch Standardisierung, Skaleneffekte und Massenproduktion von Komponenten für Elektrolyseure sein. Daher engagiert sich KSB nicht nur bei seinen Kunden mit Forschungs- und Entwicklungskompetenz, sondern wirkt auch in den einschlägigen Arbeitsgruppen von Normierungsorganisationen (zum Beispiel bei CEN in Frankreich oder DIN in Deutschland) mit. KSB ist daher im engen Austausch mit der Industrie und am Puls der Entwicklung. Mit seiner Entwicklungskompetenz und seinem großen Portfolio an Pumpen und Armaturen für Anlagen der unterschiedlichsten Größen können unsere Experten beratend unterstützen, um Effizienz und Wirtschaftlichkeit zu steigern.

KSB bietet Lösungen für die Energiewende

Die Hochdruck-Kreiselpumpe Movitec

Die mehrstufige, vertikale Hochdruck-Kreiselpumpe Movitec ist ideal geeignet für die Wasserstofferzeugung, wo sie unter anderem für die Wasseraufbereitung und Druckerzeugung zum Einsatz kommt. Da sie für bis zu 40 bar eingesetzt werden kann und durch Stufenzahl sowie Drehzahlregelung sehr variabel ist, kommt sie für eine Vielzahl von Projekten infrage. Außerdem lässt sie sich mithilfe eines durchgängigen Kennlinienrasters ideal auf die verschiedenen Prozesse abstimmen. Durch ihre kompakte Bauweise eignet sich die Movitec ideal für den Einsatz in engen Räumen wie zum Beispiel Containerlösungen und Modulen. Trotz der moderaten Größe kann sie auch bei geringen Fördermengen hohe Drücke erzeugen.

Die Hochdruck-Kreiselpumpe Movitec
Die Spiralgehäusepumpe Magnochem

Die Spiralgehäusepumpe Magnochem

Die Magnochem ist eine horizontale Spiralgehäusepumpe mit Magnetkupplung. Sie hat sich besonders für die Alkalische Elektrolyse bewährt und ist in zwei Varianten erhältlich: als Blockausführung oder in Prozessbauweise. Die verlässliche Pumpe wird immer dann eingesetzt, wenn besonders giftige, explosive oder kostbare Stoffe gefördert werden sollen. Denn durch die Magnetkupplung ist sie hermetisch abgedichtet, was ein Auslaufen der Flüssigkeit verhindert. Ideal also für die Wasserstofferzeugung, denn vor allem bei der Alkalischen Elektrolyse kommt eine Kalilauge zum Einsatz, die gesundheitsschädlich sein kann. Magnochem erfüllt mit der ISO 5199 höchste Qualitätsstandards – eine Pumpe, die maximale Sicherheit bietet. In der Blockausführung eignet sich die Komponente auch für den Einsatz unter beengten Bedingungen. Zudem ist sie durch eine große Auswahl an Materialvarianten, Hydraulikgrößen und Magnetkupplungen vielseitig einsetzbar.

Das Membranventil SISTO-20

Die Aufgabe von Armaturen ist es, chemische Prozesse zu steuern und für ihre Sicherheit zu sorgen. Für Anwendungen bei der Produktion von grünem Wasserstoff stellt KSB eine breite Palette von Produkten bereit, wie zum Beispiel das Membranventil SISTO-20 oder die Absperrklappen der Baureihen ISORIA und KE. Ihr Design ist von Grund auf für höchste Sicherheit ausgelegt: Beim SISTO-20 beispielsweise kommen nur die Absperrmembranen und das Ventilgehäuse mit dem Fördermedium in Kontakt, was die Korrosion der beweglichen Antriebselemente verhindert. Durch das einmalige Dichtsystem ist das SISTO-Ventil sehr zuverlässig. Je nach Einsatzbereich stehen verschiedene Membran- und Auskleidungswerkstoffe zur Auswahl, zum Beispiel in Elastomer-Qualitäten oder aus TFM mit zusätzlicher PVDF-Sperrfolie und EPDM-Stützmembran – denn nur mit der richtigen Werkstoffauswahl kann das Ventil dauerhaft seinen Einsatzzweck erfüllen.

Das Membranventil SISTO-20

Das könnte Sie auch interessieren

Eine Chemie- und Petrochemieanlage im Sonnenaufgang

Wie können wir die Industrie klimafreundlicher machen?

Bei der Herstellung von Wasserstoff produziert die Industrie viel Kohlendioxid. Um ihn klimafreundlich zu gewinnen, braucht sie hoch spezialisierte Pumpen.

 Alles im grünen Bereich – mit KSB Innovationen und Entwicklungen in 2022

Innovationen von KSB, die zur Dekarbonisierung der Prozessindustrie beitragen

KSB hat den Anspruch, die Zukunft aktiv mitzugestalten.

Entdecken Sie hier, mit welchen technischen Innovationen, Lösungen und Entwicklungen wir den Weg zu mehr Nachhaltigkeit in der Prozessindustrie beschreiten möchten.