Wie können wir die Abwasserprobleme von Megacities lösen?
Das Wachstum unserer Städte überfordert die bisherige Abwasserentsorgung
Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt heute in Städten – und die Tendenz steigt weiter. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen werden 2050 68 % der Menschen in städtischen Gebieten leben. In den nächsten 30 Jahren soll die Zahl der Megacities mit mehr als zehn Millionen Einwohnern auf 40 anwachsen. Die Größe dieser Städte stellt Versorger und Städteplaner vor Herausforderungen. Wie können sie mit den riesigen Abwassermengen umgehen, die entstehen?
So lösen Deep Tunnels die Abwasserprobleme von Großstädten
Die Stadt London löste ihr Abwasserproblem mit einem sogenannten ”Deep Tunnel”. Dies sind Tunnelsysteme, die in der Regel einen Durchmesser von drei Metern oder mehr haben. Sie werden mit Tunnelbohrmaschinen tief unter Städten angelegt, wo keine Leitungen oder U-Bahn-Schächte mehr verlaufen.
Diese riesigen Röhren sammeln Abwasser, Regenwasser oder Mischwasser und führen es zu unterirdischen Pumpstationen. Dabei dienen sie nicht nur als Leitung, sondern auch als Reservoir für den Fall von Starkregenereignissen.
Immer mehr Großstädte setzen auf Deep Tunnels, um ihrer Abwasserprobleme zu lösen – neben London beispielsweise auch Chicago, New York, Singapur und Hong Kong.
Ein Beispiel aus der Praxis: Auckland Central Interceptor
Wie der Bau eines solchen Deep Tunnels abläuft, zeigt ein aktuelles Projekt in Auckland in Neuseeland, an dem KSB beteiligt ist. Wie früher auch London hat die Stadt das Problem, dass Abwasser und Regenwasser in ein Mischwasser-Netz fließen. Bei Starkregen ist seine Kapazität zu klein, wodurch ungeklärte Abwässer in die Flüsse geleitet werden müssen.
Deshalb entschied sich die Stadt zum Bau eines Deep Tunnels: Der Central Interceptor-Tunnel soll einen Durchmesser von bis zu 4,5 Metern und eine Länge von 14,7 Kilometern haben. Er wird vom Stadtteil Grey Lynn im Nordwesten unter der Innenstadt von Auckland und dem Hafen bis nach Māngere im Südosten verlaufen.
Zurzeit bohren zwei Tunnelbohrmaschinen aus Deutschland, Hiwa-i-te-Rangi und Dominca, die Röhren. Ist der Central Interceptor fertiggestellt, wird er zwischen 15 und 110 Metern unter der Oberfläche liegen.
Zusammen mit zwei kleineren Verbindungstunneln wird er die Abwässer sammeln und mit Gefälle von 1:1000 zur Pumpstation Māngere leiten. Dort fördern Pumpen von KSB das Wasser aus einer Tiefe von 40 Metern in eine Wasseraufbereitungsanlage.